Kulturen und Prozesse der Welt- und Selbstaneignung, die unter dem Begriff „Bildung“ subsumiert werden können, sind grundsätzlich medial verfasst. Aspekte der Medialität spielen daher in Bildungsprozessen eine entscheidende Rolle. Die AG Medienkultur und Bildung nimmt diesen Zusammenhang in mindestens zweierlei Hinsicht medienwissenschaftlich in den Blick: Zum einen geht es um Medienreflexion als Bestandteil und Ziel von Bildungsprozessen; zum anderen um die gegenwartsbezogene und historische Analyse der Medialitäten formaler und non-formaler Bildungsprozesse.
Über beide Ebenen wird seit Jahrzehnten und aktuell zumeist unter dem Stichwort „Digitalisierung“ diskutiert. Die Bedeutung von Medien in einer sich grundlegend verändernden Wissenskultur und ihre Einbindung in Bildungskonzepte wurde dabei in den letzten Jahren u. a. durch die coronabedingte Schließung von Bildungsinstitutionen, die Debatten um Fake News oder den Umgang mit personenbezogenen und -beziehbaren Daten zudem auch in öffentlichen Kontroversen deutlich vor Augen geführt. Viele Diskussionen über (digitale) Medien und Bildung schwanken dabei – überspitzt formuliert – zwischen bewahrpädagogischen Apellen, die (vor allem junge) Menschen vor einem ‚schädlichen‘ Medienkonsum schützen möchten, und euphorischer Technikbegeisterung, die im Medieneinsatz einen Garanten für Partizipation und gleichberechtigte Teilhabe erkennt.
Die Arbeitsgruppe „Medienkultur und Bildung“ positioniert sich jenseits dieser Oppositionen und geht der Frage nach, welche theoretischen und analytischen Beiträge Medienwissenschaft in wissenschaftlichen Diskursen zu Medienbildung leisten kann, welche Rolle medienwissenschaftliche Expertise in Bildungsdiskursen und -szenarien spielen kann, die sich um Begriffe wie Medienkompetenz, digitalen Bildung, media oder data literacy etc. entfalten, und nicht zuletzt welche Gestaltungsmöglichkeiten für Lehr- Lernszenarien sich mithilfe der Medienwissenschaft eröffnen.
Eine Grundannahme, die derartige medienwissenschaftliche Beiträge auszeichnet ist dabei, dass Medien keine neutralen Werkzeuge zur Archivierung und Vermittlung von Wissen sind. Stattdessen beteiligen sie sich selbst aktiv an der Wissensproduktion, weshalb eine medienwissenschaftliche Perspektive die eigene Medienvermitteltheit von Bildung in den Blick nimmt. Dabei sind Eigentumsverhältnisse von Medien, deren Operationsformen sowie die historischen, sozialen, kognitiven, identitätsstiftenden, ästhetischen und normativen Dimensionen von Medienkulturen zu perspektivieren.
Vielfältig sind ebenfalls die potentiellen Settings in denen diese Ansätze zur Anwendung kommen. Sie reichen von der schulischen und universitären Bildung bis zur beruflichen Weiterbildung. Auch der informelle Bildungskontext wird im Hinblick auf die Analyse lebensweltlicher Medienkulturen mit einbezogen.
Innerhalb der AG findet ein Austausch über entsprechende Theorien und Analysen sowie Initiativen und Aktivitäten statt, wobei eine genuin medienwissenschaftliche Herangehensweise im Fokus steht, aber auch nach Anschlussmöglichkeiten an bildungs- und erziehungswissenschaftliche, (medien-)pädagogische sowie didaktische Ansätze gesucht wird.
Die AG ist über Andreas Weich und Adrianna Hlukhovych in die Lenkungsgruppe der bildungspolitischen Initiative Keine Bildung ohne Medien eingebunden.
Darüber hinaus ist die AG eng mit dem Forum Bildung der GfM verbunden, wobei das Forum für politisch-strategische Themen ansprechbar ist. Die AG dient der Diskussion über die inhaltliche Ausgestaltung und die Verankerung eines medienkulturwissenschaftlichen Bewusstseins in Bildungskontexten und informiert über aktuelle Tendenzen im theoretischen Bereich, von Initiativen etc.